GRÜNDUNGSLIEBE IN ZEITEN VON CORONA – WENN KOOPERATIONEN UND SMART FARMING FRÜCHTE TRAGEN

DIE BILDERBUCH-ERFOLGSGESCHICHTE VON AGRACHECK & RWZ BEIM INNOVATIONSPROGRAMM DEUTSCHLAND 4.0

Aufgeregt rückt Florian seine Krawatte zurecht und geht die Präsentation noch einmal im Kopf durch. Sebastian nickt ihm zuversichtlich zu. Es ist nicht das erste Mal, dass die beiden ihre Vergleichsplattform und Smart Farming Lösung für landwirtschaftliche Betriebe vorstellen; doch der Termin am 2. Juni 2023 in der Berliner Botschaft Dänemarks unter Diplomaten und Vertretern dänischer Unternehmen ist eine Premiere! Und gleichzeitig ist der Auftritt für AgraCheck ein weiterer Schritt in den deutschen Markt für digitale Agrartechnologien.

Im November 2020 war das alles noch weit weg und unvorstellbar. Deutschland taumelte gerade in den ersten Corona-Winter, als die erste Edition von Deutschland 4.0 startete. Während also das ganze Land im Lockdown erlahmte, arbeitet Florian Stark an seinem Master „Digital Transformation & Entrepreneurship“ an der Hochschule München und Sebastian Lieder an der Universität Halle-Wittenberg im Studiengang „International Area Studies - Global Change Geography“. Beide entdecken unabhängig voneinander die Ausschreibung zum ekipa Innovationsprogramm Deutschland 4.0 und bewerben sich. Das sollte ihr Leben nachhaltig verändern.



Florian Stark & Sebastian Lieder vor der dänischen Botschaft

Landwirtschaft 4.0

Über die ekipa Innovationsplattform werden nicht nur Programme und Challenges vorgestellt, hier können sich Interessierte zusammenfinden, austauschen, Teams gründen – wenn sie ähnliche Ideen und Projekte im Auge haben. So war es auch bei Sebastian und Florian. Die Challenge der Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein-Main AG (RWZ) mit dem Titel „A Farmer´s Journey of Agriculture 4.0“ weckte ihr Interesse. Der zentralen Frage der RWZ-Challenge innerhalb der Digitalisierungsinitiative von Deutschland 4.0 wollten die beiden Studenten nachgehen: „Wie schaffen wir es, landwirtschaftliche Betriebe an die Hand zu nehmen und ihnen den Weg in die digitale Landwirtschaft zu ermöglichen?“. Die RWZ hatte nämlich richtig erkannt, dass die Digitalisierung landwirtschaftlicher Betriebe und ihrer Wertschöpfungsketten noch reichlich Potenzial für mehr Wirtschaftlichkeit, Umweltschutz und Transparenz bereithält. Doch was hatte eine breite Umsetzung bislang verhindert? Die ökonomischen und ökologischen Vorteile von digitalen Technologien im Agrarsektor waren Florian und Sebastian bereits während ihres Studiums bewusst geworden, jedoch auch die große Skepsis praktizierender Landwirte und Landwirtinnen sowie die Hürden bei der Implementation digitaler Technologien in Landwirtschaftsbetrieben. Diesen Umständen, Hinderungsgründen und zugleich innovationsträchtigen Möglichkeitsräumen wollten die Beiden auf den Grund gehen.

The Journey Begins

Bis auf die Streuobst-Wiesen von Florians Großvater hatten die späteren AgraCheck-Gründer wenig direkte Kontakte in die Landwirtschaft; doch inhaltlich gab es einige Anknüpfungspunkte von der Challenge zu ihren Studieninhalten. Während Florian in seiner Masterarbeit dazu forschte, wie Startups Künstliche Intelligenz zur Auswertung von Biodiversitätsdaten nutzen können, um erfolgreiche Geschäftsmodelle aufzubauen, verfolgte Sebastian die Chancen und Risiken der Digitalisierung für eine Ökologisierung des Ackerbaus. Für die Challenge mussten sie jedoch tiefer in die Agrar-Materie einsteigen. Und so begann eine umfangreiche Recherchereise in die Literatur, ins Web und in die Landwirtschaft.

„Wir wollten genau wissen, was gibt’s denn überhaupt auf dem Markt?“, erinnert sich Sebastian. „Und ja, es gab schon was, aber es wurd‘ halt zu wenig umgesetzt. Wir mussten also in Erfahrung bringen, was genau die Hemmschwellen und Hinderungsgründe waren, warum so wenig umgesetzt wird und wie wir es besser machen können.“

Und Florian ergänzt: „Viele beklagten den hohen Zeitaufwand, fehlendes Knowhow und die Komplexität bei dem Versuch, einen umfassenden Überblick über Technologien zu erhalten. Genaue Informationen zu Preisen, Kompatibilität, Verfügbarkeit usw. mussten mühselig recherchiert werden - wenn sie denn überhaupt zu finden waren.“

Langsam verdichtete sich das tieferliegende Problem. Es zeigte sich, dass Recherche und Implementierung aller notwendigen Informationen eine Herausforderung für die Landwirte und Landwirtinnen darstellten. Zwar gab es eine Vielzahl von Anbietern und Herstellern, deren Schnittstellenanbindung aber nicht immer offen kommuniziert wurde.

„Was wolld ihr mir vo Dechnologia erzähla?“

Natürlich wurde eine ordentliche Zielgruppenanalyse durchgeführt, wollte man weiter zum Kern des Problems vordringen und zugleich der Lösung näherkommen. Also machte sich Sebastian auf zu den Landwirten, um zahlreiche Interviews zu führen. Klar, dass er nicht überall auf der Alm gleich auf Verständnis stößt, als er Befragungen nach dem Einsatz von digitalen Technologien in der Landwirtschaft durchführt: „Was wolld ihr mir vo Dechnologia erzähla? I woiß, wanns regned ond wann die Sonne scheind; i woiß, was der Aggr ond die Kuh brauched!“ („Was wollt ihr mir von Technologien erzählen? Ich weiß, wann es regnet und wann die Sonne scheint; ich weiß, was der Acker und die Kuh brauchen!“)

Doch die ehrliche Meinung ist das, was zählt. Für eine profunde Lösung des Problems ist es wichtig zu wissen, was Landwirte und Landwirtinnen wirklich brauchen. Es gab auch viel positives Feedback: „Für jüngere Landwirte ist der Einsatz von Digitaltechnologien völlig selbstverständlich. Aber auch ältere Landwirte treibt die Sorge um die Zukunft um. Wohin entwickelt sich die Landwirtschaft? Wie können wir neue Technologien so einsetzen, dass sie Nachhaltigkeit fördern, Kosten einsparen und auch kleinen Betrieben helfen, sich auf dem hart umkämpften Agrar-Markt zu behaupten?“, beschreibt Florian die Situation.

„Und da hat uns die RWZ viel geholfen. Sie kennen den Agrar-Markt und seit Jahrzehnten die Sorgen und Bedürfnisse der Zielgruppe“, fügt Sebastian hinzu. „Die haben viel gemacht und uns in vielen Bereichen unterstützt. Es gab regelmäßige Termine in der Ausarbeitungs- und Kollaborationsphase des Innovationsprogramms. Termine und Austausch pflegen wir bis heute fort! Wir sind weiterhin eng verbandelt, haben immer noch einen Jour Fixe mit der RWZ und das wertvolle Feedback hilft uns unglaublich.“ „Genau,“ führt Florian weiter aus, „auch dank der starken Feedbackkultur in der RWZ sind wir in der Challenge weitergekommen und konnten schließlich gemeinsam mit ihnen unser Geschäftsmodell entwickeln.“

„Wollt ihr gründen?“

Sebastian und Florian erinnern sich, dass in der Deutschland 4.0 Entwicklungsphase das Coaching der Lufthansa Group sehr hilfreich war; ebenso wie das kontinuierliche und positive Feedback durch die RWZ. Doch war es nicht nur die inhaltlich-strategische, auch die konkrete, finanzielle Unterstützung durch die RWZ brachte sie weiter – so wie auch das Preisgeld von Deutschland 4.0. Der finanzielle Support half dem Team, ihre Lösung voranzubringen und weiter auszubauen. Als schließlich der dritte Mann und spätere Mit-Gründer Matthias Hamborg als Web-Entwickler mit ins Team einsteigt, beschleunigte sich der Lösungsfindungsprozess enorm.

Gründer von AgraCheck: Florian Stark, Sebastian Lieder & Matthias Hamborg

Weitere Unterstützung erhielt AgraCheck durch diverse Förderprogramme und Netzwerke, wie das „EXIST Gründerstipendium“ an der Hochschule München sowie durch das „Strascheg Center for Entrepreneurship (SCE)“ und das „Start-up Zentrum Seed House“. Sie pilgerten auf Messen, pflegten Kontakte und so verdichtete und konkretisierte sich ihre Idee, eine Vergleichsplattform zu entwickeln und auf dem Markt anzubieten. Eine Plattform, auf der sich Landwirte und Landwirtinnen über den Einsatz digitaler Technologien in der Landwirtschaft leicht, schnell und ohne tiefe Vorkenntnisse informieren können. Hier sollten sie die richtigen Technologien und Produkte finden und gleichzeitig das Verständnis für diese erweitern. Zudem sollten Produzenten und Handel von der Plattform profitieren, indem Akquise- und Beratungsarbeit teilweise automatisiert und durch die generierten Daten präzise Rückschlüsse auf die Interessen von Landwirten und Landwirtinnen ermöglicht.

Unproblematische Unterstützung in jeder Phase erhielten die beiden durch die RWZ und ihre Spezialisten zu vielerlei Themen: „Die wissen genau, wo der Schuh in der Landwirtschaft drückt.“ Und als die Frage von der RWZ aufkam, ob Florian und Sebastian gründen möchten, brauchten die beiden nicht lange überlegen.

Potenziale erkennen und entfalten

Tobias Bräunsbach und Dominik Heinen von der RWZ haben das Potenzial und den Mehrwert von AgraCheck und ihrer Plattform früh erkannt und gefördert. Heute übernimmt AgraCheck eine wichtige Beratungsfunktion im Unternehmen. Eine Investition und eine Kooperation, die sich also gelohnt hat und von der Startup und Unternehmen gleichermaßen profitieren.

„AgraCheck ist wie „Check24“ für die Landwirtschaft,“ vergleicht Tobias die Funktion der Plattform. „Hier wird Wissen aufgebaut, was hilft besser zu planen und Entscheidungen zu treffen.“ „Es ist die digitale Lösung für die Landwirtschaft“, fügt Dominik hinzu. „AgraCheck hat heute den Marktüberblick und weiß, was im Agrarsektor abgeht. Hier wird den Landwirten und Landwirtinnen gebündelt und kompetent auf vielen Ebenen geholfen.“

Wichtig für eine erfolgreiche Kooperation und innovative Einwicklung ist das „Open Innovation Mind Set“ – und da haben Tobias und Dominik ihren Teil innerhalb der RWZ beigetragen. Es gehört eine unternehmerische Offenheit und eine gewisse Risikobereitschaft dazu, sich auf externe Einflüsse in Form von neuem Wissen, Expertise und Technologien einzulassen. Manchmal hilft es eben, etablierte interne Prozesse zu verlassen und neue Kooperationen einzugehen, die eine eigene prozessuale Innovationsdynamik bekommen.

„Es ist spannend zu sehen, wie sich Startup-Unternehmenskooperationen entwickeln; wie viele Möglichkeiten sich auftun und dann gilt es, die richtigen Entscheidungen zu treffen,“ führt Tobias aus. AgraCheck und RWZ ist ein Paradebeispiel für eine gelungene und gelingende Kooperation, bei der die Raiffeisen Waren-Zentrale, das Startup AgraCheck, die Landwirtschaft und praktizierende Landwirte und Landwirtinnen sowie Deutschland als ein Technologieland – auch und gerade in der Landwirtschaft – profitieren. Eine multiple Win-Win-Situation.

Für Florian und Sebastian geht die Reise weiter. Von den „AgriTech Days“ in Paris, dem „German Business Angel Day“ oder der „Bits & Bäume conference for digitalization and sustainability“ in Berlin – überall, wo sie ihre Digitalinnovation und Vergleichsplattform vorstellen, werden sie gefeiert! Und so wächst und gedeiht ihre Plattform – auch dank des Open Innovation Incubators ekipa und dem Innovationsprogramm Deutschland 4.0. Simply Smart Farming at its Best! Das weiß man jetzt sogar in Dänemark.

#DE4punkt0 #DigitalisierungWagen #Mut #DigitalesDeutschland #BuntesDeutschland


AgraCheck ist eine Vergleichsplattform für digitale Agrartechnologien. Über die Eingabe von Betriebsdaten werden Landwirt:innen automatisiert die besten Agrartechnologien zur digitalen Transformation ihres Betriebs angezeigt. So finden Landwirt:innen schnell und ohne Umwege Möglichkeiten, ihren Betrieb nachhaltiger zu gestalten. Deshalb sieht sich AgraCheck als eine Art Schnittstelle zwischen der Agritech Community und den Landwirt:innen. https://agracheck.de/

Florian Stark, Co-Gründer/Business Development bei AgraCheck https://www.linkedin.com/in/florian--stark/
Sebastian Lieder, Co-Founder AgraCheck | Smart Farming | Scientist @ UFZ Leipzig https://www.linkedin.com/in/sebastian-lieder-3a6a4a1b3/

Die RWZ ist eines der größten Agrarhandelshäuser in Deutschland. Das Geschäftsgebiet erstreckt sich über ganz Rheinland-Pfalz und das Saarland sowie weite Teile von Nordrhein-Westfalen und Hessen. Als Konzern ist die RWZ auch in Thüringen, Bayern und Niedersachsen sowie Frankreich, Österreich und Benelux vertreten. Mit rund 2.500 Mitarbeitenden an knapp 200 Standorten ist der RWZ-Konzern für seine Aktionäre sowie für ca. 47.000 Landwirte, Winzer und Gartenbauer aktiv. Darüber hinaus ist der RWZ-Konzern auch für Privatkunden als Betreiber von Haus- und Gartenmärkten, als Händler für Autos und Nutzfahrzeuge sowie für Brenn- und Baustoffe tätig. https://www.rwz.de/

Dominik Heinen, Corporate Development & Venture Capital https://www.linkedin.com/in/dominik-heinen-07190b61/
Tobias Bräunsbach, Strategie & Innovation @ Raiffeisen Waren-Zentrale Rhein-Main AG https://www.linkedin.com/in/tobias-br%C3%A4unsbach-a9a05b207/

Deutschland 4.0 geht mittlerweile in die vierte Runde! Alle Informationen zum Digitalisierungsprogramm findet ihr hier

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